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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Siegfried Assfalg: Holzdrucke

Siegfried Assfalg - o. T. Unicat 96/13932EA

o. T. Unicat 96/13932EA

 

Auszug aus der Ansprache von Roland Phleps zur Eröffnung der Ausstellung am 19. März 2006:

Siegfried Assfalg verbindet in seinen Holzdrucken zwei unterschiedliche, scheinbar miteinander unvereinbare Gestaltungsprinzipien, nämlich einerseits in der Tradition des Bauhauses die strengen geometrischen Grundformen Kreis, Quadrat, Rechtecke und Dreiecke, mit den von der Natur gegebenen Strukturen des als Druckstock dienenden Holzes andererseits, nämlich mit den ungleichmäßigen Jahresringen des quergeschnittenen Stammes, also des Hirnholzes, und der Maserung des längsgeschnittenen Stammes, des Splintholzes. Diese lebendigen "graphischen" Strukturen können durch Sandstrahlen, Ätzen oder Abflammen hervorgehoben oder qualitativ verändert werden. - Bei der Gestaltung der Bilder wendet er Prinzipien der Serie an, nämlich der metameren Abfolge, also eines Stockwerk-Aufbaus, wie auch der Versetzung, Rotation oder der Überlappung der einzelnen Drucke. Farbigkeit und Farbwahl der Drucke erweitern die vielfältigen Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten.

Als Motto über dieser Ausstellung könnte der Anfang eines berühmten Sonetts von Goethe stehen:

"Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen,
und haben sich, eh man es denkt, gefunden."

Die lebendige, einem Ordnungsprinzip des Organischen folgende, das Wachstum markierende Struktur des Holzes ist nicht mathematisch exakt. Sie scheint dem strengen Anspruch der Konkreten Kunst zu widersprechen und tut das auch aus der Sicht eines "orthodoxen" Vertreters dieser Stilrichtung. Dieser organische Faktor gibt aber dem Kunstwerk, wenn es geglückt ist, eine Lebendigkeit, vielleicht einen poetischen Zauber, den viele "orthodoxe" Werke Konkreter Kunst vermissen lassen. Sie wissen, meine Damen und Herren, dass mich das Thema "Logik und Poesie in der Konkreten Kunst" seit Jahren immer wieder beschäftigt und verstehen, weshalb ich die Werke von Siegfried Assfalg gerne ausstelle.

In seinen Kompositionen kann etwas aufklingen wie Musik, die uns emotional berührt, ehe wir ihrem konstruktiven Plan nachgehen und auf die Spur zu kommen suchen. Wir werden ihre Variabilität als Reichtum erfassen, der uns vor Langerweile bewahrt, vorausgesetzt, dass wir genau und ohne Hast hinschauen, Unterschiede beachten und Rhythmen erfassen.

Diese geduldige Hinwendung wird uns zu begreifen ermöglichen, wie viel handwerkliche Erfahrung, wie viel Können im Umgang mit dem zum Druckstock bearbeiteten Holz hinter dem Kunstwerk steckt, wie viel Sensibilität die Farbwahl bestimmt, wie Harmonie und Spannung in den Werken ausbalanciert sind.