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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Aus: Badische Zeitung vom 11.04.2006

Von Hans-Dieter Fronz

 

Gedruckte Jahresringe

Siegfried Assfalg in der Stiftung für Konkrete Kunst in Freiburg

Es gibt - man denke! - Arbeiten in dieser Ausstellung, die sich ohne Zögern als konkrete Kunst bezeichnen lassen. Dieses große Format an der Stirnwand der Halle zum Beispiel, das mit einfachen geometrischen Formen wie Quadraten und ausgesparten gleichschenkligen Dreiecken arbeitet. Oder ein gleiches Format daneben, dessen Gestaltungselemente sich kreuzende vertikale und horizontale Linien sind. Aber selbst hier tritt in der Nahbetrachtung etwas hervor, das in Spannung steht zu der konstruktiven Grundstimmung.

In beiden Fällen nämlich werden die geometrischen Elemente aus Bündeln von Linien gebildet, die keine wirklichen Geraden sind, sondern an freihändig gezeichnete, leicht verwackelte Linien erinnern; in Wahrheit sind es die Maserungen von Splintholz, von längs des Stammes aufgeschnittenen Hölzern also. Noch deutlicher tritt diese organische Komponente in Arbeiten hervor, deren Grundelemente Querschnitte von Holzstämmen sind, deren Maserungen also von Jahresringen gebildet werden. Und dennoch ist man auch hier geneigt, die Werke der konkreten Kunst zuzuschlagen.

Den Ritterschlag als konkreter Künstler erhielt Siegfried Assfalg vor fünf Jahren mit einer Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Vergleichsweise spät, im Alter von 52 Jahren, erlernte er die Technik des Holzdrucks; das war 1977. Anders als beim Holzschnitt sind beim Holzdruck bildgebend die Maserungen des Holzes selbst; es ist dies eine vergleichsweise materialnahe Kunstform.

 

Siegfried Assfalg - o. T. Unicat 96/13932EA

Siegfried Assfalg: Holzschnitt-Unikat

Die nichtdruckenden, weicheren Teile des Holzes werden durch Abflammen, Sandstrahl oder Ätzen entfernt. Die erhaben zurückbleibenden "Stege" (eben die Jahresringe und die Maserung des Splintholzes) ergeben die organischen Bildungen dieser Grafiken.

An solche Organik erinnern auch die beiden einzigen nichtdruckgrafischen Arbeiten - zwei der schönsten Werke der Schau. Die beiden Hochformate arbeiten mit freihändig gezogenen, farbigen vertikalen Linien, die in der leis ondulierenden Abweichung von exakter Geradlinigkeit wiederum am Splintholzmaserungen erinnern.

Auch hier, wie in den Holzdrucken, verbinden und durchdringen sich geometrische Ordnung und organische Bildung. Diese Vorhänge aus senkrechten Linien lassen verschiedenfarbige Rechtecke erkennen. Auch die Drucke sind meist farbig.

Assfalg verwendet die Splint- und Hirnholzelemente seriell - nicht selten beide zugleich in ein und demselben Druck. Dann übernehmen die Splintholzteile den konstruktiven Part, während die Maserungen der Jahresringe eine weich-verspielte Note in die Grafiken bringen. Wie gewachsen wirkende Kompositionen, in denen konkrete Kunst sich von geometrischer Strenge entfernt und auf erstaunliche Weise organisch wird, sind das Ergebnis.

- Stiftung für Konkrete Kunst, Pochgasse 71, Freiburg.
Bis 7. Mai 2006 jeden Sonntag von 11.30 bis 13.30 Uhr.