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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Ansprache von Roland Phleps zur Eröffnung der Ausstellung von

Ingo Glass

Drei Formen, drei Farben

Basis Konkreter Kunst

am 18. März 2018 in der Skulpturenhalle der
Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps in Freiburg

 

Sehr geehrte Frau Glass, lieber Ingo, liebe Freunde und Besucher unserer Stiftung, meine Damen und Herren,

Sie sind es gewohnt, dass bei der Eröffnung einer Ausstellung die Würdigung des eingeladenen Künstlers und seines Werkes aus kunstgeschichtlicher Perspektive erfolgt. Herr Professor Guderian, der nach mir sprechen wird, ist mit Ingo Glass seit Jahren befreundet und wird diese Funktion übernehmen.
Ich werde meinen Beitrag aus einem Ihnen ungewohnten Blickwinkel leisten.

Geschichte und Zeitbedingtheit gehören nicht erst heute zu unserer menschlichen Existenz und auch zu der von Künstlern und ihrem Werk, denn unser Leben spielt sich in Gemeinschaften ab, überkommenen oder selbstgewählten, und deren Geschichte. So haben wir außer unserer persönlichen Identität eine überindividuelle Identität, die uns prägt und uns in unterschiedlichem Ausmaß bewusst ist.

Ingo Glass ist in Temeschburg im rumänischen Teil des Banats 1941 zur Welt gekommen, einem Land, das am Ende des zweiten Weltkriegs von der Sowjetmacht besetzt und danach kommunistisch wurde, einem Land mit Bewohnern vieler Völkerschaften, vornehmlich der Mehrheit von Rumänen und mit ungarischen und deutschen Minderheiten, die in ihrer Vielfalt durch Jahrhunderte eine, wenn auch nicht spannungsfreie Einheit, zuletzt in der habsburgischen Donaumonarchie bildeten, bis mit dem Wunsch nach nationalstaatlicher Eigenständigkeit das Gift der Intoleranz das Gemeinsame spaltete und Uniformität zum Wunschbild und zur politischen Richtschnur machte. Die sogenannten Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben, als hospites ins Land gerufen, wurden als Fremdlinge angesehen. Sie waren in ihrer Identität bedroht und in eine Abwehrhaltung gedrängt.

Ingos Vater war Soldat an der Ostfront gewesen, nach Kriegsende vom kommunistischen Regime als "Hitlerist" eingestuft und zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt worden; die Not der vaterlosen Familie war groß. Ingo hat sich durchgebissen, hat sein Abitur in Lugosch im Banat gemacht und seiner bildhauerischen Begabung entsprechend die Ausbildung an den Kunstakademien von Klausenburg und Bukarest erfolgreich durchlaufen. Er fand mit seinen künstlerischen Arbeiten vielseitige Anerkennung unter Lehrern, Kollegen und Auftraggebern, sowohl in Rumänien, als auch in Ungarn. Er wurde im fremdsprachlichen Umfeld voll integriert, war hoch angesehen und ausgezeichnet worden. Auch nach der Aussiedlung nach Deutschland 1979 blieb er seinem ursprünglichen Umfeld verbunden, ein aktiver Brückenbauer, ein Überwinder trennender Schranken, ein Künstler, der an die verbindende Kraft der Kunst glaubt.

Wünschen wir ihm und uns, dass sein Werk nicht allein auf dem Feld der Kunst lebendig bleibe, sondern auch für die Brüderlichkeit ein dauerhaftes Zeichen setze.