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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
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Dieses Konzert ist eine Veranstaltung der Holst-Sinfonietta. Sie wird vom Kulturamt der Stadt Freiburg und dem Regierungspräsidium Freiburg unterstützt. Das Konzert wird vom Deutschlandfunk Kultur mitgeschnitten und am Freitag, den 3. August 2018 um 20 Uhr gesendet.
Von Wasser und Wind ...Musik für Bläserquintett bzw. -sextett von von György Ligeti, Leoš Janáček und Olivier MessiaenDer englische Fachbegriff für Bläser lautet Winds; ist also phonetisch sehr mit dem deutschen Wort Wind verwandt. Tatsächlich muss ein Bläser Luft oder eben Wind erzeugen, damit das Instrument ins Schwingen kommt um dadurch Klänge hervorzubringen. Gleichzeitig entsteht beim Spielen eines Blasinstruments Wasser als physikalisches Nebenprodukt. Die beiden mottobildenden Worte sollen natürlich in diesem Konzert auch atmosphärisch und bildhaft verstanden werden: schon allein durch den Titel des Hauptwerks des Abends: Messiaens Fête des belles Eaux (dt: Fest der der schönen Wasserspiele), das in einem Arrangement für Bläsersextett und Celesta seine Uraufführung erleben wird, wird Wasser und Wind eine große Rolle spielen. Dazu erklingen György Ligetis frühe Bagatellen für Bläserquintett, Janáčeks singuläres Bläsersextett Mládí (Jugend) und Hämmerklavier XIII von Moritz Eggert. Das das Bläsersextett der Holst-Sinfonietta und Klaus Simon an der Celesta werden für ein besonderes Konzerterlebnis in der wunderbaren Atmosphäre der Stiftung für Konkrete Kunst in Feiburg-Zähringen sorgen. Zu den Werken"Béla Bartók in memoriam" hat der damals junge ungarische Komponist György Ligeti die fünfte seiner Sechs Bagatellen für Bläserquintett genannt. Alle sechs Stücke sind im Geiste Bartóks und Strawinskys entworfen. Ausgehend von den volksmusikalischen Prinzipien Bartóks versuchte Ligeti 1953, aus dem beschränkten Tonvorrat, den Wiederholungsformeln und rhythmischen Mustern ungarischer Bauernmusik Stücke von äußerster Prägnanz zu formen (ursprünglich als Teil des Klavierzyklus’ Musica ricercata). Auch in der Bogenform schloss er sich an bartóksche Prinzipien an. Die erste und sechste Bagatelle fungieren als schnelle Ecksätze, Nr. II und V als langsame Intermezzi, wobei Nr. II das ungarische Tempo rubato verwendet, dem man auch bei Bartók begegnet, während Nr. V eine von Bartók inspirierte Klagemelodie der Flöte über stockende Akkorde stellt. Die beiden Mittelsätze bilden ein Gegensatzpaar aus Scherzi: Nr. IV als Allegretto grazioso, walzerhaft ruhig und singend, mit gedämpftem Fagott und weichen Klangfarben; Nr. V als unbändiges Presto ruvido aus quasi "gemeißelten" Akkorden im 7/8-Takt. Als Ligeti diese Stücke im September 1956, nach dem Ungarn-Aufstand, in seiner Heimat vorstellte, wurde das Finale zum Stein des Anstoßes. Als zu dissonant verboten die Kulturfunktionäre diese Hommage an Bartók und Strawinsky, während man dem wenig später nach Deutschland emigrierten Komponisten im Westen eben diese Anlehnung an Klassiker der Moderne als "epigonal" vorwarf. So ideologisch erstarrt waren die Fronten auch im Kalten Krieg der Musik in den 50er Jahren. Heute, fern solcher ideologischer Erstarrungen, sind die Sechs Bagatellen längst zum Klassiker des modernen Bläserquintett-Repertoires avanciert. Der Heidelberger Moritz Eggert ist einer der umtriebigsten und interessantesten deutschen Komponisten der Gegenwart. Er ist zudem ein formidabler Pianist und schreibt seit den 90-er Jahren eine Serie unterschiedlichster Klavierstücke unter dem Übertitel "Hämmerklavier". Die Nummer XIII (Zwei Ostinati) aus dem Jahre 2001 hat er explizit der Celesta zugeeignet, und dadurch das sehr kleine Solo-Repertoire für dieses rare Tasteninstrument wesentlich bereichert. Beide Stücke sind sehr flächig und naturgemäß leise und intim und kontrastieren damit erheblich zu den flankierenden Bläserwerken. Zum 70. Geburtstag im Juli 1924 schenkte sich Leoš Janáček selbst ein Werk mit dem beziehungsreichen Titel Mládí – "Jugend". Es war eine Suite für sechs Bläser, zu der er durch ein Konzert der Pariser Société moderne des instruments à vent in Salzburg inspiriert worden war. Janáček versorgte seinen Biographen Max Brod und
den Herausgeber einer Festschrift zu seinem 70. Geburtstag mit
Material aus seinem Leben. Das Stöbern durch die Aufzeichnungen
seiner Jugend mag so manche Erinnerung in ihm wachgerufen haben,
die er in den Sätzen der Suite verarbeitete. Es handelt sich um
eine verklärende Rückerinnerung an seine Jugendjahre, wobei der
erste Satz im Sinne der beschriebenen Sprechmelodie gleich mit dem
Ausruf 1937 konnte man in Paris einer ungewöhnliche Uraufführung beiwohnen. Der damals noch junge Komponist Olivier Messiaen führte bei der EXPO sein jüngstes Werk auf: Fête des belles Eaux. Es wurde Open-Air gespielt und begleitete effektvoll diverse Wasserspiele, zudem wurden Lichteffekte zusätzlich wirkungsvoll in Szene gesetzt. Fête des belles Eaux ist für sechs Ondes Martenots geschrieben. Die Ondes Martenot waren damals ein noch sehr junges elektronisches Musikinstrument, welche Maurice Martenot Ende der 20-er Jahre erfunden hatte und einige französische Komponisten gleich dafür begeistern konnte, so schrieben neben Messiaen auch Milhaud, Honegger, Jolivet und Koechlin Musik für dieses neue und ungewöhnliche Instrument. Bis heute ist das Instrument sehr rar. Man begegnet ihr sehr selten und offizielle Ausbildungsstätten dafür findet man nur in Paris, Strasbourg und Toronto. Bis 2003 war die Partitur von Fête des belles Eaux gar nicht publiziert gewesen und rare Aufführungen dieses Stücks gingen exklusiv nur von den Klassen in Paris oder Toronto aus. Ende 2016 beschloss der Arrangeur Klaus Simon sich dieses unbekannten Meisterwerks anzunehmen und arrangierte es für Bläsersextett und Celesta, mit der Absicht durch diese gebräuchlichere Besetzung dem Stück ein zweites Leben zu ermöglichen. Der Klang der Ondes Martenot ist vielfältig, sehr oft sehr kantabel, aber auch virtuos. Die sechs Bläser können das alles abdecken, nur in einem Satz war die Hinzunahme einer Celesta notwendig. Möge durch diese Bearbeitung die Fête des belles Eaux aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, denn es ist Messiaens am größten besetztes Kammermusikwerk, das in seinen langsamen Teilen die berühmte "Louange à l’éternité de Jésus" seines Quatuor pour la fin du temps vorwegnimmt bzw. in anderer Klanglichkeit dort wieder verwendet.
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Von Wasser und Wind ...Pressebericht: Konzert in der Mediathek von Deutschlandfunk Kultur, 03.08.2018: Veranstaltungen und Konzerte 2018 |