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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Aus: Badische Zeitung vom 29.03.2008

Von Thomas Lachenmaier

 

Der warme Honigton

"Liniengefüge / Lichtgefüge": Margareta Hesse in der Freiburger Stiftung für Konkrete Kunst

Manche Farben scheinen vergessen zu werden, sollten auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Sinneseindrücke gesetzt werden. Die Künstlerin Margareta Hesse rückt mit ihrer Ausstellung in der Stiftung für Konkrete Kunst in Freiburg-Zähringen solche Farben, auch Materialien, in den Blick. Aus jeweils zwei dünnen, bemalten Polyesterplatten von schummriger Transparenz, im Abstand weniger Zentimeter voreinander gehängt, entsteht ein Bildkörper. Der dominierende Farbauftrag auf der vorderen, sichtbaren Fläche ist der von dick aufgetragenem Schellack in dunkleren oder helleren Honigfarben.

Es ist diese Farbe, warmtonig und von einer eigentümlichen Aura des Vergänglichen umweht, die die Licht- und Farbstimmung der Ausstellung prägt. Dieses Material, diese Farben haben eine suggestive Wirkkraft. Es ist die Anmutung einer vergangenen Zeit, eigenartig fremd und doch vertraut, wie eine verblichene Erinnerung, die aufscheint.

Diese Emotionalität der Farbe entwickelt sich in einem spannungsvollen Wechselspiel mit den klaren Kompositionen der Bilder. Rechteckige Flächen, vertikale oder horizontale Linien bilden eine strenge Grafik. Das durchscheinende Farb- und Lichtspiel, die Reflexion von Raumlicht auf dem Schellack geben den Arbeiten ihre Vielförmigkeit, Farbenfülle. Die strenge Ordnung wird aufgebrochen. Die halbtransparente, durchscheinende Bildfläche wirkt wie ein Lichtfänger.

 

Margareta Hesse - Transluzide 05/06 (Ausschnitt)

Ausschnitt aus "Transluzide 05/06"
Margareta Hesse
 

Margareta Hesse, die an der FH Dortmund eine Kunstprofessur innehat, gestaltet Bildkörper, die eigenartig anrühren. Sie konfrontiert die strenge Grafik des eigentlichen Motivs mit der geschmeidigen Anmutung von Schellack, dessen versöhnlicher Farbigkeit. Diese warme Farbe wird zum Lichtträger, sie verwandelt die durchscheinenden Farben und Linien. Dem strengen Schwarz nimmt sie die Eindeutigkeit, die Härte.

Es ist ein Spiel von kaum zu ermessender Komplexität auf der Oberfläche der Arbeiten. Die strenge Ordnung der Komposition wird zu einem Feld feinster Farbstimmungen, diffizilster Flächenformen, die sich aus jedem Blickwinkel neu modulieren. Das Faszinierende daran ist, dass die Ursachen dieser Effekte so offensichtlich sind, transparent wie die Werke selbst, die Wirkungen aber von einer so natürlichen, unerschöpflichen Vielfalt, dass man mit zunehmendem Staunen dieses Licht- und Farbenspiel erkundet.

- Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps, Skulpturenhalle, Freiburg-Zähringen, Pochgasse 73.
Bis 20. April 2008, jeden Sonntag von 11.30 bis 13.30 Uhr.