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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Aus: Badische Zeitung vom 17.06.2008

Von Stefan Tolksdorf

 

Wo Geometrie wie Natur aussieht

Heike Endemann in der Stiftung für Konkrete Kunst

Wer mit dem Namen Roland Phleps großteilige glänzende Leichtstahlskulpturen verbindet, liegt nicht falsch. Umso erstaunlicher, dass der Künstler und vormalige Psychiater in seiner schmucken Kunsthalle in Freiburg-Zähringen nun Holzskulpturen präsentiert: Arbeiten von roher Naturwüchsigkeit, die sich nicht zwangsläufig mit dem Begriff Konkrete Kunst assoziieren.

Die in Freiburg lebende promovierte Molekularbiologin Heike Endemann ist im besten Wortsinn Holzformerin. Ihre Absicht ist es, dem monolithischen Holzblock durch Bearbeitung mit Kettensäge und Beitel neue Formen zu verleihen, die sich gewissermaßen einer natürlichen Geometrie verdanken. Als deren Grundmodul erscheint vielfach variiert die Spirale. Dabei trägt die Künstlerin ganz den Eigenheiten der jeweiligen Holzart Rechnung. Bisweilen färbt sie die Schnittstellen monochrom ein, ohne den naturhaften Eindruck je zu tilgen. Bearbeitungsspuren sollen in robuster Unmittelbarkeit sichtbar bleiben - schon dies trennt Heike Endemann von den Apologeten der Konkreten Kunst, die laut Theo van Doesburg ja alles Naturhafte hinter sich lassen soll.

Dieser Purismus hat sich zwar längst verflüchtigt, dennoch ist die Frage nicht ganz von der Hand zu weisen, ob diese Skulpturen in einer Stiftung für Konkrete Kunst am rechten Ort sind. In Roland Phleps' weißem Kubus kommt ihr formaler Einfallsreichtum natürlich ideal zur Geltung: Figuren aus einer Sphäre zwischen Natur und Kunst, die ihre Gestalt zum Teil deutlich dem Studium mikrobiologischer Strukturen verdanken: durchbrochene und bemalte Würfel, getreppte, gerippte und gewundene Stelen, aufgeschnittene Rechteckspiralen, nussförmig ovale Figuren, gestapelte Rahmenstrukturen ...

 

Heike Endemann - Doppelspirale V

Doppelspirale  V
Heike Endemann
 

Stets bleibt der kompakte Stamm in der teils raffinierten Ausdifferenzierung wesenhaft erhalten, als befreie die Bildhauerin die abstrakte Form nur aus der natürlichen Substanz, als akzentuiere sie eine dem Holz immanente Bewegungsrichtung. Die Arbeit am Stamm ist für sie jedenfalls ein Akt der Befreiung.

An Ideenreichtum und handwerklicher Präzision lässt die Künstlerin, die im Sculpture Center of New York City Holz- und Steinbildhauerei studierte, sicher nichts zu wünschen übrig. Spätestens wenn sie aber massive Blöcke mit filigranen Stapeln von Büttenpapier kombiniert, dominiert allzu deutlich der kunsthandwerkliche Aspekt. Die Holzbildhauerin Endemann kennenzulernen, ist dennoch ein Gewinn.

- Stiftung für Konkrete Kunst, Pochgasse 73, Freiburg.
Bis 20. Juli 2008, jeden Sonntag von 11.30 bis 13.30 Uhr.