Wer mit dem Namen Roland Phleps großteilige glänzende
Leichtstahlskulpturen verbindet, liegt nicht falsch. Umso
erstaunlicher, dass der Künstler und vormalige Psychiater in
seiner schmucken Kunsthalle in Freiburg-Zähringen nun
Holzskulpturen präsentiert: Arbeiten von roher
Naturwüchsigkeit, die sich nicht zwangsläufig mit dem Begriff
Konkrete Kunst assoziieren.
Die in Freiburg lebende promovierte Molekularbiologin Heike
Endemann ist im besten Wortsinn Holzformerin. Ihre Absicht ist
es, dem monolithischen Holzblock durch Bearbeitung mit
Kettensäge und Beitel neue Formen zu verleihen, die sich
gewissermaßen einer natürlichen Geometrie verdanken. Als deren
Grundmodul erscheint vielfach variiert die Spirale. Dabei trägt
die Künstlerin ganz den Eigenheiten der jeweiligen Holzart
Rechnung. Bisweilen färbt sie die Schnittstellen monochrom ein,
ohne den naturhaften Eindruck je zu tilgen. Bearbeitungsspuren
sollen in robuster Unmittelbarkeit sichtbar bleiben -
schon dies trennt Heike Endemann von den Apologeten der
Konkreten Kunst, die laut Theo van Doesburg ja alles Naturhafte
hinter sich lassen soll.
Dieser Purismus hat sich zwar längst verflüchtigt, dennoch
ist die Frage nicht ganz von der Hand zu weisen, ob diese
Skulpturen in einer Stiftung für Konkrete Kunst am rechten Ort
sind. In Roland Phleps' weißem Kubus kommt ihr formaler
Einfallsreichtum natürlich ideal zur Geltung: Figuren aus einer
Sphäre zwischen Natur und Kunst, die ihre Gestalt zum Teil
deutlich dem Studium mikrobiologischer Strukturen verdanken:
durchbrochene und bemalte Würfel, getreppte, gerippte und
gewundene Stelen, aufgeschnittene Rechteckspiralen, nussförmig
ovale Figuren, gestapelte Rahmenstrukturen ...
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Doppelspirale V
Heike Endemann
Stets bleibt der kompakte Stamm in der teils raffinierten
Ausdifferenzierung wesenhaft erhalten, als befreie die
Bildhauerin die abstrakte Form nur aus der natürlichen
Substanz, als akzentuiere sie eine dem Holz immanente
Bewegungsrichtung. Die Arbeit am Stamm ist für sie jedenfalls
ein Akt der Befreiung.
An Ideenreichtum und handwerklicher Präzision lässt die
Künstlerin, die im Sculpture Center of New York City Holz- und
Steinbildhauerei studierte, sicher nichts zu wünschen
übrig. Spätestens wenn sie aber massive Blöcke mit filigranen
Stapeln von Büttenpapier kombiniert, dominiert allzu deutlich
der kunsthandwerkliche Aspekt. Die Holzbildhauerin Endemann
kennenzulernen, ist dennoch ein Gewinn.
- Stiftung für Konkrete Kunst,
Pochgasse 73, Freiburg.
Bis 20. Juli 2008, jeden Sonntag
von 11.30 bis 13.30 Uhr.
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