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Aus: Siebenbürgische Zeitung
vom 15.08.2014
mit freundlicher Genehmigung der Siebenbürgischen Zeitung
Zum
Original-Artikel in: Siebenbürgische Zeitung Online,
18. August 2014
Im Dienst am Menschen und für die Kunst
Dr. Roland Phleps zum 90. Geburtstag
Man sagt, es gebe Menschen, an denen die Zeit fast spurlos
vorbeigeht, und es gebe Menschen, die in ihre Zeit bleibende Spuren
einschreiben. Auf Dr. Roland Phleps, Nervenarzt, Psychiater und
bildender Künstler, trifft beides zu. Vielleicht ist das permanente
Streben nach der Schönheit im idealen Gleichgewicht zwischen innen
und außen, so wie die alten Griechen den humanistisch geprägten
Gymnasiasten sie lehrten, der Schlüssel dazu, vielleicht seine
native Veranlagung zum homo ludens mit der Liebe zum schöpferischen
Spiel, vielleicht gibt der Humor als Lebenshaltung Kraft, wenn er
trotz schwerer Schicksalsschläge frei von Bitterkeit über die Dinge
hebt, vielleicht ist es auch die Kraftquelle Familie, die Stärke
der erfüllten Partnerschaft, die Schöpferkraft beflügelt.
Am 18. August 1924 in Hermannstadt geboren, legte Roland Phleps
1943 seine Reifeprüfung am Brukenthal-Gymnasium ab. Dann führte ihn
das Leben auf andere Gleise: Von 1944-1945 war er Soldat, und 1946
fand er mit der gesamten Familie in Nürtingen am Neckar neue
Heimat. 2013 schenkte der 89-jährige bildende Künstler der Stadt
eine sechs Meter hohe, schlanke Stahlskulptur,
"Dreikantpfeiler", die im öffentlichen Raum Nürtingens
von der Dankbarkeit des Heimatvertriebenen für die freundliche
Aufnahme in den Nachkriegsjahren zeugt.
Nach seinem Studium der Medizin in Tübingen und Göttingen wirkte
der junge Arzt an Kliniken in Tübingen, Lübeck, Esslingen und
Freiburg und absolvierte seine Fachausbildung zum Nervenarzt und
Psychiater. Von 1959 war Dr. Roland Phleps, bis zu seinem
Unruhestand als Facharzt hoch geschätzt, in freier nervenärztlicher
Praxis in Freiburg tätig.
In den Jahren 1983-1984 begann er, der in der Kindheit schon
künstlerische Begabung gezeigt hatte, spielerisch, ohne
Kunstanspruch, gespannt auf die Möglichkeiten, die das Material
Aluminiumblech seiner Formensuche eröffnete, mit Formgebung zu
experimentieren; seit 1992 entstanden seine formvollendeten
Skulpturen aus bürstengeschliffenem leicht zu biegendem Edelstahl,
die der Konkreten Kunst zuzuordnen sind, manche kleinformatig,
andere in jeder technische möglichen Vergrößerung, bis zu sechs
Metern hoch, wie geschaffen für ihren Auftritt im öffentlichen
Raum. Es begann seine zweite Karriere, die eines
Wissenschaftler-Künstlers, "ein sehr rationaler,
konzeptioneller Planer, ein großer Geist", ein "Erbe und
geistiger Vertreter der Meister der klassischen Moderne des
20. Jahrhunderts" (János Fajó, Budapest). In
sieben Werkkatalogen, die neben suggestiven Abbildungen der
formschönen Skulpturen der letzten über 20 Jahre auch die
philosophischen Gedanken des Künstlers zu seinem Werk und
Stimmen der Rezeption enthalten, zeigt sich, wie der Künstler sich
treu, das Reservoir seiner Motive aber unerschöpflich vielfältig
bleibt. "Der Künstler Roland Phleps ruht in sich (...) Eine
solche künstlerische Existenz im Einklang mit sich und seiner Welt
gelingt nur wenigen" (Prof. D. Guderian,
Freiburg).
Die Stilrichtung Konkrete Kunst hat nichts mit dem Streben nach
Schönheit der nachahmenden, nachbildenden Kunst gemein. Für Roland
Phleps ist sie "zu allererst zweckfreies Spiel (...) mit
geometrisch definierten Elementen" (Claudia Röhn-Kollmann,
Kustodin seiner Stiftung). Aber diese elementaren geometrischen
Formen, Kreise, Ellipsen, Quadrat, Prisma und Dreieck, fügen sich
in reiner Formensprache zu vollendeten Gebilden voll Leichtigkeit
und Eleganz, in denen man sowohl das Gesetz des natürlichen Maßes
erkennt als auch eine Überraschung erlebt über das sehr individuelle
Zusammenfügen von Systemen und Möglichkeiten, die Entdeckungsfreude
an der Formenvielfalt in neuer Schönheit springt über.
Vor allem ist es bei Roland Phleps der individuelle Umgang mit
der planen Form (Stahlblech), die er zu Formen biegt, die dann den
Raum einzufangen scheinen, die, sich um Achsen windend, mit Luft,
Licht und Schatten ein schwungvolles, inspirierendes Spiel
treiben. Scheinbar so einfach und dabei schön. Wobei einfach aber
dabei alles andere als simpel bedeutet, sondern eine Form, die
"Hand in Hand (geht) mit Klarheit und Reinheit (...) das
Einfache spricht für sich, es bedarf keiner Erklärung"
(Phleps). Wie sagte Goethe? "Das einfach Schöne soll der
Kenner schätzen, Verziertes aber spricht der Menge zu." Wenn
man in diesem Sinne über Schönheit spricht, kommt man unweigerlich
in die Nähe der Begriffe Harmonie, Symmetrie, so wie schon die
Antike ihren "göttlichen/goldenen Schnitt" erdachte. Und
man kommt in die Nähe des großen Meisters Brâncuşi.
"Dem großen Meister bin ich grundsätzlich und in manchen
meiner Skulpturen verpflichtet, verbunden mit meiner großen
Verehrung für den Meister." (Phleps) Eine Reihe von
Stahlskulpturen spiegeln ihre verwandtschaftliche fruchtbare
Bindung zur Unendlichen Säule wider, wenn sich Dreiecksstrukturen
zu Stelen fügen, zu Oktaedern, oder zu einfach aufgebrochener
Form. "Roland Phleps ist ein Verkünder der reinen Form (...)
ein hervorragender Künstler. Seine Werke sind großartig, einfach
und persönlich", schreibt János Fajó, in Ungarn
hoch geschätzter Künstlerkollege, für den Roland Phleps 2013 in der
Kunsthalle der Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps, Freiburg
eine Ausstellung gestaltet hat, "wie ich sie noch nirgendwo
gesehen habe" (JF).
1997 hatte Roland Phleps die gemeinnützig anerkannte Stiftung für
Konkrete Kunst Roland Phleps, Freiburg, gegründet und dazu 1998
eine Kunsthalle errichten lassen, vom Architekten Detlev Sacker mit
Jens Pasche gebaut, um "die Grundgedanken der Konkreten Kunst
lebendig zu halten, die Künstler und deren Werke zu fördern, die
dieser Stilrichtung moderner Kunst verpflichtet sind". In der
lichtdurchfluteten großen Halle mit ihren eindrucksvoll klaren
Proportionen haben bisher zahlreiche deutsche und international
anerkannte bildende Künstler der Kunstrichtung wie Heinz Mack, Ben
Muthofer, Marcello Morandini (Italien), Andrea Alfaro (Spanien),
Josef Staub, Gottfried Honegger (Schweiz), Christian Lapie
(Frankreich), János Fajó (Ungarn), Peter Jacobi (Deutschland),
Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises, und andere
ausgestellt.
Die Ausstellung von Gunter Frentzel (Schweiz) 2013 in der
Kunsthalle beschrieb die Badische Zeitung als "eine der
gelungensten Kunstausstellungen". Wegen ihrer sehr guten
Akustik dient die Skulpturenhalle auch als Konzertsaal für
einheimische und Musiker weltweit.
Längst sind die eigenwillig schönen Skulpturen Roland Phleps' aus
dem Grundstück um die Villa in Freiburg-Zähringen hinausgewachsen,
auf eine großflächige "Skulpturenwiese" am Waltersberg
über Freiburg, in den Stadtgarten, vor die Universität, die Parks
der Kliniken und den Freizeitpark Mundenhof, den Botanischen
Garten; sie stehen an öffentlichen Plätzen in Badenweiler, Dresden
(3), in Ulm (2), Würzburg, Riegel, Nürtingen, Heitersheim, im Park
der Burg Sponeck am Kaiserstuhl, und vom Künstler im Zeichen neuer
Zusammengehörigkeit dessen, was Jahrhunderte zusammengehörte, in
Hermannstadt: "Bündel-Stele 2- Viribus unitis",
2008.
Dass Roland Phleps sich auch nach mehr als einem halben
Jahrhundert in Deutschland der siebenbürgisch-sächsischen
Gemeinschaft selbstverständlich zugehörig fühlt, davon zeugte
u.a. seine aktive Präsenz bei den Bundeskulturtagen der
Landsmannschaft 1998 in Freiburg, davon zeugt seine 2014 von ihm
initiierte und betreute Reihe "Etymologischer
Spaziergang" in der Siebenbürgischen Zeitung, in deren
Beiträgen, auf den Spuren der Herkunft und bei der Deutung
siebenbürgisch-sächsischer Ausdrücke, sein vielseitiges und
umfassendes Wissen zum Tragen kommt, pointiert vom verschmitztes
Augenzwinkern seiner schöpferischen Phantasie.
"Man ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern
kann", schreibt Jean Paul. Es ist dieses wahrscheinlich auch
der Jungbrunnen des Künstlers Roland Phleps, dem wir zu seinem
stolzen Geburtstagsjubiläum und seinen außergewöhnlichen Leistungen
herzlich gratulieren und ihm diese Kraftquelle für Lebensfreude und
Schaffen noch viele glückliche Jahre ungetrübt, inmitten seiner
lieben großen Familie wünschen!
Karin Servatius-Speck
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Dr. Roland Phleps zum 90. Geburtstag
Pressebericht
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