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STIFTUNG FÜR KONKRETE KUNST ROLAND PHLEPS
FREIBURG-ZÄHRINGEN, POCHGASSE 73
 
 

 

Ansprache von Roland Phleps zur Eröffnung der Ausstellung von

Christian Rudolph
"Status Quo"

am 20. März 2011 in der Skulpturenhalle der
Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps in Freiburg

 

Verehrter Gast, lieber Christian Rudolph,

es ist mir eine Freude, Sie anlässlich dieser Ausstellung einer Auswahl Ihrer Werke hier in der Halle unserer Stiftung zu begrüßen und Sie der interessierten Freiburger Öffentlichkeit vorzustellen.

Wer als bildender Künstler etwas zu sagen hat, braucht dazu nicht viele Worte, und auch dem Laudator steht es gut an, sich auf wenige Hinweise zu beschränken, weil ja das WERK den Meister loben soll.

Sie haben mir vor etwa einem Jahr einen Bildband mit dem bescheidenen Titel "Metallarbeiten" zugeschickt, verbunden mit der knappen Anfrage, ob die abgebildeten "Raumspuren" (so nannten Sie die Werkgruppe) auf mein Interesse stießen. Ich fand die Verbindung von Bescheidenheit Ihrer Zuschrift und von unausgesprochener Gewissheit einer positiven Reaktion sympathisch und antwortete Ihnen umgehend. Dann sah ich in einer Heidelberger Galerie einige Ihrer Stahlskulpturen und es folgte Ihr Besuch in Freiburg mit der Verabredung Ihrer Ausstellung, die wir jetzt realisiert haben.

Bevor ich Ihr Werk zu würdigen versuche und mir darüber Rechenschaft gebe, warum mich Ihre Skulpturen ansprechen und bewegen, will ich den Besuchern der Ausstellungseröffnung einen Abriss Ihrer Vita als Künstler geben. Meine Damen und Herren, Christian Rudolph ist 1959 in Aschaffenburg zur Welt gekommen. Er hat die mit 23 Jahren angetretene Goldschmiedelehre in Hildesheim mit der Gesellenprüfung abgeschlossen, anschließend war er ein halbes Jahr lang Praktikant bei dem Hildesheimer Bildhauer Moritz Bormann. Er studierte dann 1986 bis 1991 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg mit Abschluss der Metallklasse als Meisterschüler von Prof. Hößle. Um sein Studium zu finanzieren, war er jahrelang freier Mitarbeiter in einer Kunstgießerei. Von 1991 bis 1995 entstanden vorwiegend Arbeiten in Angewandtem Design, er beteiligte sich an Ausstellungen im In- und Ausland. Ab 1995 arbeitete er als freier Künstler im Bereich der konstruktiven Metallplastik; als Material wählte er rostenden Stahl, Edelstahl, Bronze und Aluminium mit Acrylfarbe. Er hat an zahlreichen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen, Großplastiken aufgestellt und den Förderpreis für zeitgenössische Kunst des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg 2004 erhalten. Er lebt und arbeitet in Irsee im Allgäu.

Wenden wir uns nun dem Werk des Künstlers zu, wie es uns in dieser Ausstellung vor Augen tritt. Es handelt sich um Gebilde aus Metall, die frei im Raum stehen oder an einer Wand befestigt sind, Bildwerke, die nichts abbilden und nichts bedeuten, was über ihre Gestalt hinaus weist. Wir erkennen geometrisch begrenzte Körper mit gewölbten Flächen, klar gezeichneten geraden oder gebogenen Kanten, scharf geschnittenen Winkeln, Gebilde im Raum, die einen Innenraum begrenzen, einschließen und zugleich öffnen, Gebilde mit je nach Standort des Betrachters wechselnden Anblicken, Einblicken und Durchblicken. Wir erkennen die genannten konstruktiven Elemente und erfahren, dass es sich um aus zugeschnittenen Blechflächen zusammengeschweißte Hohlkörper handelt, die eine ungemein diffizile und exakte Fertigung erfordern: beim Zuschneiden, beim Verschweißen, beim Verschleifen, in der Endbehandlung der Oberfläche und schließlich in der Fonderierung bei der Aufstellung.

Mit dieser Aufzählung ist aber das Wesentliche noch nicht gesagt. Ein geglücktes Kunstwerk reicht prinzipiell über die konstruktive und fertigungstechnische Ebene hinaus, also über die unerlässliche handwerkliche Meisterung von Problemen. Es findet seinen Ausdruck in einem musikalischen oder poetischen Bereich, der den Betrachter wortlos emotional anspricht. Ich kann nur sagen: Liebe Kunstfreunde, öffnet eure Augen und Herzen, lasst euch mitnehmen vom Schwung und der Leichtigkeit der Bewegung dieser nur scheinbar statischen Gebilde, und wenn ihr jung genug seid, fangt an zu tanzen!

Die hier gezeigten Skulpturen nennt Christian Rudolph "Raumspuren" Er hat die kreative Idee beim Verfolgen der Pendelschwingungen einer Lichtquelle im dunklen Raum empfangen, deren Spur er mit fotografischer Langzeitbelichtung aufgezeichnet hat. Diese "Entstehungsgeschichte" impliziert, dass der Betrachter der im Raum unbewegt stehenden Skulptur mit seinem Blick den Schwung der Bewegung im zeitlichen Ablauf nachvollziehen muss, um die Lebendigkeit und Harmonie der Bewegung nachzuempfinden. So ergänzt er die dreidimensionale Skulptur durch die Zeit als vierte Dimension. Das bedeutet aber auch, dass sich seine eigene Lebendigkeit und Schwingungsfähigkeit dem Bildwerk mitteilt, sich in ihm wiederfindet.

Meine Damen und Herren, am Anfang meiner Ausführungen habe ich gesagt, dass ich mir Rechenschaft darüber geben wolle, warum mich das bildnerische Werk von Christian Rudolph anspricht und bewegt. Sie haben meine Erklärung in der Laudatio des Künstlers gehört, in dem "Lobpreis" den Christian Rudolph in seiner Bescheidenheit hat über sich ergehen lassen. Wir danken ihm dafür, dass er in operis und in persona anwesend ist und freuen uns, dass er jetzt mit uns ins Gespräch treten wird. Ihnen allen danke ich für Ihr geduldiges Zuhören!