Besucher der Skulpturenhalle der Stiftung für Konkrete Kunst
Roland Phleps in Freiburg-Zähringen sind immer wieder von dem
weichen, natürlichen Oberlicht beeindruckt, das dem klaren
Schnitt des Raumes kühle Leichtigkeit verleiht. Die
geometrisch-lichte Aufgeräumtheit dieser Architektur findet nun
mit den Skulpturen des katalanischen Künstlers
Ramón Cerezo ein selbstbewusstes Gegengewicht.
Cerezo hat aus Stahl - die Oberfläche ist von
rostfarbener, rauer Konsistenz - geometrisch-kantige
Hohlkörper geschaffen, die wie schwergewichtige Postulate des
Nachdenkens über Volumen und Raum, Form und Rhythmus in der
Ausstellungshalle stehen. Die maskuline, dunkeltönige Kraft der
Objekte erdet die lichte Transparenz der Halle.
Meist bilden die Werke eine Kreis- oder Ovalform, teils
sieht es aus, als sei eine solche Kreisform aufgebogen, in eine
bewegte Wellenform überführt. Als junger Mann hatte der heute
49-jährige Cerezo im elterlichen Juwelierbetrieb Schmuckstücke
entworfen. Der Architekt Angel Taborda, so wird berichtet, rief
beim Anblick von Cerezos Schmuckkreationen: "Du musst
Bildhauer werden!" Wenn man die gezeigten Werke sieht,
verwundert es nicht, dass dieser ermunternde Zuruf von einem
Architekten kam.
Spiral of the emptiness
Ramón Cerezo
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Cerezos Werke gewinnen nicht nur durch die überlegte Klarheit
und die Ausgewogenheit ihrer strengen Form architektonische
Qualität. Sie sind auch nur zu erfassen, wenn man die
Stimmigkeit des Verhältnisses von gestaltetem Volumen und
umschlossenem Raum in den Blick nimmt.
Es sind mehr als in sich harmonische, perfekte Formen, die
sich selbst genügen. Sie leben von der Spannung zwischen
Materie und leerem Raum, von Gestalt und Auslassung. Es ist ein
Dialog von Positivform und Negativauslassung. Wenn beides
integrierend in den Blick genommen wird, erschließt sich die
Komplexität von Cerezos Werk, sein Gespür für Proportion.
Der Überschwang der Beliebigkeit ist Cerezo fremd. Bei aller
kontrollierten Gestaltung, aller Ratio, die auch aus dem Werk
spricht, ist sein Werk in seiner Stimmigkeit dennoch in keiner
Weise abgeklärt. Vielmehr hat es die leidenschaftliche Kraft
einer musikalischen Komposition. Die Strenge der Form, die
Härte des Materials - die durch dessen Korrosion etwas
zurückgenommen erscheint - stehen dem nicht entgegen. Der
Ernst der Arbeiten ist, wie der Stifter Roland Phleps zu Recht
anmerkt, "gemildert durch eine innere Bewegtheit".
Ein Videofilm in der Ausstellung zeigt die Aufstellung einer
sieben Meter hohen Skulptur im Würth-Museum im spanischen
Rioja. Fotografien dokumentieren wie Werke von Cerezo in der
Landschaft wirken. Sie haben auch vor eindrucksvoller
Naturkulisse die Kraft, sich zu behaupten.
- Skulpturenhalle der Stiftung für Konkrete Kunst
Roland Phleps, Freiburg-Zähringen, Pochgasse 73.
Bis 11. November 2007 jeden Sonntag
von 11.30 bis 13.30 Uhr.
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